Start: Trafoi, Hl. Drei Brunnen (1600m)
Ziel: Thurwieser Spitze (3652m)
Wegbeschreibung (kurz): Trafoi, Hl. Drei Brunnen (1600m) - Berglhütte (2188m) - Niederer Ortlerferner (2600m) - Bivacco L. Pellicioli (3230m) - Kleiner Eiskogel (3503m) - Großer Eiskogel (3530m) - Thurwieser Joch (3480m) - Thurwieser Spitze (3652m)
An einem Dienstag entscheiden wir kurzerhand, dass es Zeit für eine Hochtour ist und visieren den Thurwieser als mögliches Ziel an. Unser Plan ist es an diesem Abend noch auf die Berglhütte aufzusteigen und dort zu übernachten, damit der Anstieg am nächsten Tag nicht ganz so weit ist. Wir wissen aus Erfahrun auf einer Tour auf den Ortlerpass vor einigen Jahren, dass der Weg in Richtung Niederer Ortlerferner in schlechtem Zustand ist, weil die Gegend im Schatten von den beiden Ortleranstiegen, Normalweg und Meraner Weg, ein einsames Dasein fristet. Damals sind wir von der Franzenshöhe an der Stilfser Joch Straße gestartet um Höhenmeter zu sparen, allerdings erwies sich der Weg in das Tal als so schlecht, dass wir dieses Mal die zusätzlichen Höhenmeter gerne in Kauf nehmen und auf die Berglhütte aufsteigen. Nach Recherche in Internet und Rückfrage beim Hüttenwirt konnte uns niemand eine verlässliche Auskunft zu den Verhältnissen geben. Wir entscheiden uns die Tour trotzdem als eine "Explorer-Tour" zu starten und schlimmstenfalls umzukehren.
Auf der Berglhütte angekommen, treffen wir wie erwartet einige Meranerweg Aspiranten an, aber niemanden, der für den nächsten Tag unsere Richtung eingeplant hat. Nichtsdestotrotz machen wir uns nach einer kurzen Nacht um 04:00 Uhr auf und folgen dem Weg Nr. 14 direkt hinter der Berglhütte in südlicher Richtung. Zu Beginn finden wir noch einen guten Pfad vor, der sich aber zunehmend in Geröll und Erosion verliert. Wir halten uns hoch am Hang und folgend alten Wegspuren und immer wieder für größere Teilstücke nur unserer Intuition. Der Untergrund ist ein Schuttkegel deraus recht feinem Schotter besteht. Der Schotter ist hart, es hat fast den anschein als ob er gefrohren ist. Wahrscheinlicher wird aber sein, dass er einfach im Winter durch herabfallenden Schnee vom Pleißhorngrat sehr stark komprimiert wurde. Auf dem abschüssigen Gelände ist es teilweise ohne Weg gar nicht so einfach guten Halt zu finden. Wer Stöcke hat ist hier klar im Vorteil. Nach ca. 1,5h erreichen wir den Gletscher auf ca. 2700m.
Auf ca. 2700m erreichen wir den Niederen Ortlerferner, im Hintergrund kann man die Thurwieser Spitze erkennen
Angeseilt, mit Steigeisen und Pickel wenden wir uns nun nach rechts in süd-westliche Richtung und erklimmen eine steile Flanke (ca. 35°). Wir halten uns dabei mittig in der Flanke und müssen im steilen Gelände zwei mal über Spalten steigen, die unter weichem Schnee versteckt sind. Nach 1h sind wir kurz unterhalb des Bivacco L. Pellicioli.
Blick zurück auf das Bivacco L. Pellicioli
Hier wenden wir und nach links in süd-östliche Richtung und halten auf den Grat zu, den wir wenig später erreichen. Wir halten uns nun direkt auf dem Grat und überschreiten Kleinen und Großen Eiskogel und gelangen so nach 1h ins Thurwieser Joch.
Das Thurwieser Joch vom Grat vor dem Kleinen Eiskogel
Nach dem Thurwieser Joch erwartet uns ein kurzer Steileisaufschwung, den wir mit einer Eisschraube absichern. Im Anschluss daran erreichen wir den Felsgrat der Thurwieser Spitze.
Steileisaufschwung im Thurwieser Joch
Steileisaufschwung im Thurwieser Joch
Der Grat der Thurwieser Spitze stellt sich als überaus geröllig dar. Durch die spärliche Begehung ist sehr viel loses Geröll im Grat, sodass man sich sehr vorsichtig bewegen muss. Einige Schlingen und Schlaghaken weisen den Weg auf dem Grat. Die Orientierung ist nicht schwierig, man bleibt immer direkt auf der Schneide. Nahc ca 1h erreichen wir den Gipfel, wo uns ein Mariengruß auf einer Marmorplatte und eine Holzstange begrüßen. Zwischen dem Geröll kann man einige Patronenhülsen aus den Weltkriegen entdecken.
Mariengruß auf der Thurwieser Spitze
Der Grat ist durch das viele lose Geröll nicht zu unterschätzen, ansonsten aber nicht allzu schwierig. Die Absicherungsmöglichkeiten sind allerdings sehr spärlich und zweifelhaft.
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