Skitour Ortlergruppe AVS Etschtal

Start: Marteller Talschluss (2055m)

Ziele: Dritte (östliche) Veneziaspitze (3356m), Zufallspitze (3757m), Cevedale (3769m), Palon de la Mare (3703m), Punta San Matteo (3678m), Scharte Cima San Giacomo (3220m), Monte Pasquale (3553m)

Wegbeschreibung (kurz):

Tag 1: Marteller Talschluss (2055m) - Marteller Hütte (2610m) - Schranferner (2950m) - Dritte (östliche) Veneziaspitze (3356m) - Marteller Hütte (2610m)

Tag 2: Marteller Hütte (2610m) - Fürkelferner (2800m) - Zufall Ostgrat (3620m) - Zufallspitze (3757m) - Cevedale (3769m) - Südabfahrt Vedretta de la Mare (3200m) - Palon de la Mare (3703m) - Branca Hütte (2487m)

Tag 3: Branca Hütte (2487m) - Colle degli Orsi (3459m) - Punta San Matteo (3678m) - Nordabfahrt Ghiacciaio dei Forni (2900m) - Scharte Cima San Giacomo (3220m) - Nordabfahrt Vedretta San Giacomo (3150m) - Forno Tal (2200m) - Branca Hütte (2487m)

Tag 4: Branca Hütte (2487m) - Cevedale Westgrat (3420m) - Cevedale (3769m) - Nordabfahrt Zufallferner (3300m) - Marteller Hütte (2610m) - Zufallhütte (2265m) - Marteller Talschluss (2055m)

Anfang April ist der Wetterbericht für die nächsten Tage endlich stabil genug - wir können starten - zu einer Tour, die wir seit Februar geplant haben und die sehr stark von stabilem Wetter abhängig ist. Geplant ist eine Überschreitung - vom Martelltal aus geht es über Zufallspitze, Cevedale und Palon de la Mare in den Fornokessel zur Branca Hütte, dort wollen wir einen Tag bleiben, bevor es dann wieder zurück ins Martelltal geht.

Tag 1

Am 05.04.2018 ist es endlich so weit, stabiles, sonniges Wetter ist für die nächsten 3-4 Tage vorausgesagt. Am ersten Tag wollen wir eine Eingehtour auf einen Marteller Gipfel machen. Unser Ziel ist die dritte (östliche) Veneziaspitze, allerdings hat der Wind in den letzten Tagen ganze Arbeit geleistet und zusätzlich hat es die letzten Tage frisch geschneit, ca. 10-20cm, wodurch der frische Triebschnee zugedeckt wurde und kritische Stellen nicht so gut erkennbar sind. Wir wählen also für unseren Aufstieg nicht den direkten Weg am ehemaligen Hotel Paradiso vorbei in Richtung Rotspitze und dann über den Schranferner, weil dort eine steile Rinne zu erklimmen ist. Stattdessen entscheiden wir uns für einen Anstieg mit Umweg, der dafür flacher und sicherer ist. Wir steigen also vom Marteller Talschluss um 07:30 Uhr zur Marteller Hütte auf. Bis zu einer alten Staumauer nach der Zufallhütte hält man sich dafür an den Sommerweg. Gelangt man zur Staumauer kann man die Marteller Hütte bereits seit einiger Zeit. Man begibt sich weiter taleinwärts unter der Hütte vorbei und steigt über eine steilere Flanke zur Hütte auf. Auf der Hütte können wir ein paar Dinge abstellen, die wir für die mehrtägige Tour brauchen, die uns aber bei der heutigen Tagestour nur langsamer machen. Talauswärts hinter der Hütte setzen wir unseren Aufstieg fort und überqueren bald darauf eine erste Gletschermoräne. Anschließend führt uns unser zwischen dieser und einer weiteren Moräne in südlicher Richtung in einen Kessel. Vor dem Ende des Kessels verlassen wir diese nach Osten und gelangen auf ein Plateau, das wir in östlicher Richtung überqueren. Am Ende des Plateaus erwartet uns eine wenig steile Rinne, die wir hochsteigen und so auf den Schranferner gelangen. Auf dem Schranferner gehen wir zunächst in östlicher Richtung weiter und bewegen uns dann in einem großzügigen Rechtsbogen auf den Grat zu.

Schranferner Über den Schranferner in Richtung dritte (östliche) Veneziaspitze

Am rechten Rand des Schranferners kann man die östliche Veneziaspitze gut erkennen. Relativ flach geht es über den Gletscher voran, bevor es unterhalb der Scharte dann wieder etwas steiler wird und wir die Scharte erreichen. Von der Scharte geht es in westlicher Ricthung am Kamm und später am Grat entlang zur Veneziaspitze.

Dritte (östliche) Veneziaspitze Am Grat der dritten (östlichen) Veneziaspitze

Das letzte Stück des Grates wird etwas steiler, ein Skidepot und das weitere Besteigen mit Steigeisen ist hier ratsam. Nach einer kurzen Pause fellen wir ab und beginnen unsere Abfahrt in feinstem Pulverschnee. Die Hänge direkt unter der Scharte sind sehr lohnend da sie ausreichend steil sind, über den Gletscher wird es dan etwas flacher.

Dritte (östliche) Veneziaspitze Abfahrt von der dritten (östlichen) Veneziaspitze

Am Ende des Gletschers wird es in einer Rinne (siehe Aufstieg) wieder etwas interessanter, bevor wir ein flaches Becken durchqueren müssen. Jetzt stehen wir oberhalb einer steilen Flanke, die durch die sonneneinstrahlung der vergangenen Woche und die tieferen Temperaturen in den Nächten einen festen Untergrund hat mit ein wenig Neuschnee darüber, der allerdings relativ nass ist. Auf dem festen Untergrund lässt es sich jedoch wie bei einer Firnabfahrt wunderbar abfahren. Wir gelangen anschließend in das Tal zwischen den beidne Moränen (siehe Aufstieg), folgen diesem, halten uns aber westlich und gelangen so zu einer Bank. Von der aus wir wenige Meter in westlicher Richtung aufsteigen müssen (auffellen lohnt sich nicht), bevor wir zum Hang oberhalb der Marteller Hütte gelangen.

Tag 2

Nachdem wir letzte Nacht auf der Marteller Hütte verbracht haben haben wir heute den anstrengendsten Teil unserer Tour auf dem Programm. Es werden wohl 1900hm und 3 Gipfel über 3600m werden - Zufallspitze, Cevedale und Palon de la Mare. Um 07:00 Uhr machen wir uns auf von der Marteller Hütte in Richtung Fürkelferner. Auf der Hütte geht es am morgen hektisch zur Sache - es ist Skitouren-Hochsaison und wie es scheint hat sich ganz Deutschland für das Martelltal entschieden. Eine Stunde später sind wir am Beginn des Fürkelferners, die Gruppen von der Hütte haben sich aufgeteilt die Hektik liegt weit zurück und wir können uns nun auch geistig auf unsere Tour einlassen.

Fürkelferner Aufstieg über den Fürkelferner zur Zufallspitze

Die Tour führt uns zunächst von der linken Seite des Ferners in einem Rechtsbogen den Fürkelferner empor, bis wir auf einer Höhe von 3500m nacht links queren um auf den Grat zu gelangen. Den Grat bewältigen wir mit unseren Skiern auf dem Rücken und wenig später stehen wir am Gipfel der Zufallspitze und halten uns während dem Gipfelfoto am wackeligen Kreuz fest.

Zufallspitze Ostgrat Aufstieg über den Ostgrat zur Zufallspitze

Nach kurzer Rast am Gifpel woll wir gleich weiter, wir haben ja noch einiges vor heute. Nach kurzer Abfahrt auf den Fellen erreichen wir die Scharte zwischen Zufallspitzen und Cevedale. Von hier aus queren wir ein Stück weit in die Süd-Ost-Flanke des Cevedale und steigen dann auf den Rücken auf über den wir dann wenig später den Gipfel des Cevedale erreichen.

Cevedale Aufstieg über den Nordostgrat (zwischen Zufallspitze und Cevedale) zum Cevedale

Cevedale Am Gifpel des Cevedale

Nach kurzem Auffüllen unserer Energievorräte geht es auch schon weiter. Vom Gipfel aus fahren wir in direkter Linie über die Süd-Ost-Flanke in das Becken der Vedretta de la Mare ab, ca. 500hm auf eine Höhe von ca. 3250m. Die Abfahrtslinie wird auf der süd-westlichen Seite von einem Felsriegel begrenzt. Im Becken angekommen wird wieder aufgefellt und in süd-westlicher Richtung über den Punkt P3601 zum Palon de la Mare aufgestiegen.

Vedretta de la Mare Aufstieg über Vedretta de la Mare zum Palon de la Mare

Dieser Aufstieg weist keinerlei Schwierigkeiten auf. Gegen 13:30 Uhr kommen wir am breiten Gipfel des Palon de la Mare an, wo wir erst Mal ausgiebig rasten.

Palon de la Mare Am Gipfel des Palon de la Mare

Unsere Abfahrtslinie führt uns vom Gipfel zunächst in südliche, dann in westliche bzw. nord-westliche Richtung und schließlich über den langen Südwest-Hang des Gletschers bis an dessen Ende auf ca. 3000m. Hier folgt man noch etwas dem Tal bevor es dann in eine längere nördliche Querung geht bis zur Branca Hütte. Recht spät für diese Jahreszeit, um ca. 14:30 Uhr kommen wir recht müde dafür aber um so zufriedener auf der Hütte an und genehmigen uns erst mal ein Bier in der Sonne. Entlang der Querung waren schon einige Rutschungen aufgrund der warmen Temperaturen zu bestaunen.

Tag 3

Für Tag 3 haben wir uns wieder ordentlich was vorgenommen. Um 07:00 Uhr gehts los von der Branca Hütte in südlicher Richtung auf den Ghiacciaio Forni, an beindruckenden Gletscherbrüchen vorbei und zunächst geradewegs auf die Punta Cadini zu. Unsere Aufstiegsroute wendet sich unter der Punta Cadini nach Westen auf eine Anhöhe beim Bivacco F. Meneghello.

Colle degli Orsi Aufstieg von der Branca Hütte über Colle degli Orsi zur Punta San Matteo

Kurz dahinter passieren wir den Colle degli Orsi und steigen über das westliche Plateau auf die Punta San Matteo auf (ca. 2,5 - 3h ab Hütte).

Punta San Matteo Am Gifpel der Punta San Matteo

Nach kurzer Gipfelrast und der Bewunderung des mehr als beeindruckenden Panoramas geht es an die Abfahrt zunächst in windgepresstem Schnee in östlicher Richtung, im Anschluss fahren wir in den Nordhang ein, wo uns 30cm windzerzauster Pulver erwarten, der aber ausgesprochen gut zu fahren ist. Wir fahren in den Kessel zwischen Punta San Matteo, Pizzo Tresero und Cima San Giacomo ab, bevor es wieder auffellen heißt.

Ghiacciao dei Forni Nordabfahrt von der Punta San Matteo auf den Ghiacciaio dei Forni

Es geht nun zunächst flach und dann einen kurzen Anstieg über den Gletscher auf den Übergang zwischen Pizzo Tresero und Cima San Giacomo hoch. Von hier queren wir auf der Nordwest-Seite der Cima San Giacomo und fahren erneut in gutem Schnee auf die Vedretta di San Giacomo ab. Ab hier folgen wir dem natürlichen Tal, an Monte San Giacomo vorbei und teilweise durch eine enge Schlucht in das Forni Tal unter der Branca Hütte zurück.

Vedretta San Giacomo Nordabfarht von der Cima San Giacomo

Nach der Grandiosen Abfahrt und einer kurzen Pause müssen wir die 250hm zur Branca Hütte wieder aufsteigen. Es hat sich aber gelohnt, denn die Abfahrt war grandios.

Tag 4

Für Tag 4 ist unsere Heimreise geplant und wir müssen wieder ins Martelltal zurück. Kurzerhand haben wir uns am Abend mit der Wirting geeinigt, dass wir am nächsten Tag um 03:00 Uhr ein Thermosfrühstück bekommen um dann um 03:30 Uhr aufbrechen zu können - denn wir haben vor zu Sonnenaufgang am Cevedale zu stehen. Mit Stirnlampe bewaffnet geht es also los in die Nacht in nord-östliche Richtung in das Val di Rosole.

Monte Pasquale Nächtlicher Aufstieg von der Branca Hütte in Richtung Monte Pasquale

Der Ansteig ist zunächst gemächlich bis er auf ca. 3100m aufsteilt und wir uns in einem Lawinenkgel mit großen gefrohrenen Knollen befinden, die, zusammen mit der Dunkelheit, den Aufstieg teilweise recht mühsam machen. Wir kommen deshalb langsamer vorwärts als geplant und erreichen nach ca. 2,5h, zu Sonnenaufgang, die Scharte zwischen Cevedale un Monte Pasquale (3400m). Die Ostflanke des Königs ist bereits in die ersten Sonnenstrahlen getaucht, leider ist es noch wolkenverhangen, dafür ist das Lichtspiel um so schöner.

Königsspitze Die Königsspitze im ersten Licht vom Cevedale Westgrat

Nach kurzer Rast und Betrachtung des Naturschauspiels geht es weiter über den Cevedale-Westgrat, wo wir nach ca. 100hm die Skier auf den Rucksack binden und die letzten 200hm bis zum Gipfel mit Steigeisen und Pickel zurücklegen.

Cevedale Westgrat Aufstieg über den Cevedale Westgrat

Wir bleiben immer direkt am Grat und weichen nicht mördlich oder südlich aus. Die Wolken ziehen näher und bald sind wir vollständig im Nebel eingehüllt, was die Stimung dramatisch und den Aufstieg zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Cevedale Westgrat Aufstieg über den Cevedale Westgrat

Nach ca. 1,5h erreichen wir gegen 08:00 Uhr den Gifpel des Cevedale. Der Nebel lichtet sich leider nicht, aber wir hatten den Gipfel ja vor ein paar Tagen bereits bei schönstem Wetter passiert.

Cevedale Erneut am Gifpel des Cevedale

Immer auf Steigeisen geht es an den Abstieg über den Normalweg vom Gipfel zunächst ein paar Meter in östlicher Richtung zur Scharte zwischen Cevedale und Zufallspitze und dann in eine nord-westliche Querung, wo teilweise das Blankeis des Cevedale-Gletschers zum Vorschein tritt.

Cevedale Nordabstieg vom Cevedale auf den Zufallferner

Nach der Querung, wo der Gletscher weider flacher wird können wir unsere Steigeisen wieder gegen die Skier tauschen und im gleichen Moment sticht die Sonne durch den Nebel und wür können im beginnenden Tag über den Zufallferner, vorbei an den drei Kanonen und in Richtung Marteller Hütte abfahren. Kurz oberhalb der Marteller Hütte legen wir noch ein Halbmittag, am Gipfel war es mangels Sonne zu kalt dafür. Im Anschluss daran fahren wir auf die Zufallhütte ab, wo wir die Eindrücke der letzten Tage bei einem Abschlussbier nochmal Revue passieren lassen. Was für eine gelungene Ski-Rund-Tour - 6400hm in 4 Tagen ;)

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